Seit September letzten Jahres brennt Australien – inzwischen ist eine über sechs Millionen Hektar große Fläche durch das Feuer zerstört worden. 24 Menschen starben bereits und über eine halbe Milliarde Tiere sind in den Flammen ums Leben gekommen. Die Bilder, die in den letzten Tagen um die Welt gehen, erschüttern zutiefst. Buschbrände sind in Australien normal – allerdings setzen diese normalerweise im Dezember ein und enden im Februar. Dieses Mal begannen sie schon deutlich früher und es ist kein Ende in Sicht. Experten gehen davon aus, dass es in den nächsten Monaten so weitergehen wird. Die Folgen, die diese verheerenden Brände haben werden, sind noch nicht gänzlich absehbar. Unsere Erde brennt – und in mir macht sich Angst breit.
Seit Tagen scrolle ich durch die sozialen Netzwerke, durch Nachrichtenapps und lese Artikel über das, was gerade dort am anderen Ende der Welt passiert. Mir steckt ein Kloß im Hals, wenn ich die Bilder von Kindern mit Atemschutzmasken und verbrannten Kängurus sehe, von Koalas deren verbrannte Pfoten in Verbänden heilen müssen. Eine Welle der Ohnmacht überrollt mich, immer und immer wieder. Diese Gefühle machen mich klein, sie legen sich über mich wie eine schwere Decke – und lassen mich nicht mehr los. Ich fühle mich machtlos, hilflos und frage mich, wie unsere Zukunft aussehen wird. Und ich frage mich, wann die Menschen endlich aufwachen und verstehen, dass wir alle für die Brände in Australien verantwortlich sind – dass der Klimawandel real und menschengemacht ist. Denn das, was dort passiert, ist nicht normal.
Über Klimaangst und Weltschmerz
Zu sehen, wie die Erde brennt, wie Menschen und Tiere sterben, tut weh. Verdammt weh. Zu wissen, dass ich in diesem Augenblick im Prinzip machtlos bin, macht es umso schlimmer. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und lasse mich und meine Emotionen von den Ereignissen komplett mitreißen. Und neben dem Schmerz, der mir an einigen Tagen die Luft zum atmen nimmt, bleibt da ein Gefühl von Angst. Angst, dass all das, was wir unternehmen, was wir versuchen und verändern nichts bringt und der Klimawandel nicht mehr zu stoppen ist. Hoffnungslosigkeit und Wut machen sich breit, kriechen von überall aus den dunkelsten Ecken hervor und bahnen sich ihren Weg dorthin, wo sonst Hoffnung und Zuversicht ist. Denn eigentlich bin ich genau das: hoffnungsvoll, zuversichtlich und optimistisch. Ich glaube felsenfest daran, dass wir als einzelne Personen enorm viel in der Welt verändern können. Doch seit einigen Tagen fällt es mir unfassbar schwer, an dieser Hoffnung festzuhalten. Wie kann man nur immer noch leugnen, dass der Klimawandel real ist? Dass akuter Handlungsbedarf besteht und wir endlich einsehen müssen, dass da niemand von ausgenommen ist?
Wir müssen aufhören, Ausreden zu suchen. Wir müssen aufhören, die Schuld auf andere zu schieben. Wir müssen aufhören, so zu tun, als würde unser Verhalten, unsere Form des Konsums sich nicht auf das Klima auswirken. Und wir müssen anfangen, etwas an unserem Verhalten zu ändern. Mit dem Finger auf andere zu zeigen ist leicht – „dieses und jenes Land – da muss man doch mal sehen, wie viel CO2 die produzieren!“ Doch genau das ist der falsche Weg und führt zu gar nichts. Denn wer Veränderungen von anderen erwartet, sollte zuerst bei sich selbst anfangen und eigene Veränderungen schaffen. Jeder Schritt den wir machen, jeden Kauf den wir tätigen, jede Entscheidung die wir fällen, wirkt sich in irgendeiner Form aus: Setze ich mich für meinen Kurztrip nach Paris in ein Flugzeug oder nutze ich die Bahn? Kaufe ich meine neue Winterjacke bei einem Fast Fashion Unternehmen oder schaue ich mich in einer Fair Fashion Boutique um? Fahre ich mit dem Auto zum Einkaufen oder nutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel? Wandert ein Steak für das Sonntagsessen in meinen Einkaufskorb oder frisches Gemüse? Kaufe ich jede Woche zwei Sechserträger Mineralwasser oder trinke ich Leitungswasser?
Das lässt sich ewig so weiterspinnen – und egal wie die Antworten auf die Fragen lauten würden – sie haben eine Auswirkung auf unsere Umwelt, auf das, was um uns herum passiert.
Reden schafft Veränderungen
Ich finde es wichtig, den Schmerz und die Angst zuzulassen. Es ist okay, sich auch mal hilflos zu fühlen, sich zu fragen, wozu man das alles macht und welchen Sinn das überhaupt hat. Doch wir dürfen an diesem Punkt nicht stehenbleiben. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, diese Gefühle in etwas Positives umzuwandeln. Wir müssen gewissermaßen lernen, damit zu leben. Und wir müssen lernen, unsere Kraft aus diesen Emotionen zu ziehen und sie für uns zu nutzen. Denn es ist etwas Gutes, dass wir uns Sorgen machen, dass uns diese Bilder nicht unbeeindruckt lassen: Es zeigt, dass uns dieses Thema wichtig ist. Und Aufgeben war nie eine Option. Wir sollten diese Kraft nutzen, um weiter für genau das zu kämpfen, was uns seit Tagen mit Angst heimsucht. Niemand muss das perfekte nachhaltige Leben führen (denn, wer tut das schon?) um sich für das Klima einzusetzen. Wir müssen über das, was in Australien passiert reden, über unsere Gefühle, die Angst und Wut und genau das müssen wir mit anderen teilen: So entstehen Veränderungen, so erreicht man Menschen, die sich ansonsten noch nie damit auseinandergesetzt haben. Wir schaffen Veränderungen, indem wir nicht nur an uns selbst arbeiten, sondern das, was wir uns von anderen wünschen, auch vorleben.
Es gibt vermutliche Punkte im Alltag von jedem von uns, an denen wir etwas verändern können:
- aus der nächsten Flugreise eine Zugreise machen
- den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten wie Milch und Käse reduzieren
- weniger Lebensmittel wegschmeißen
- bewusster und nachhaltiger konsumieren (egal, ob Kleidung, Elektronik oder andere Konsumgüter)
- aktiv werden: beispielsweise bei Fridays for Future, Foodsharing, Viva con Agua oder anderen Vereinen/Organisationen, die die Welt nachhaltiger gestalten wollen
Ich hoffe so sehr, dass auch diejenigen, die bisher über „Öko-Hippies“ wie mich gelacht haben, endlich verstehen, dass wir alle Teil des Ganzen sind. Dass es nicht die Aufgabe von einigen wenigen ist, die Welt zu retten; sondern von uns allen.
Wenn ihr Geld spenden wollt, um direkt vor Ort zu helfen, könnt ihr das beispielsweise über das Australische Rote Kreuz (wobei ich mir hier wegen der Währung bzw. wie es mit Spenden aus dem Ausland ist, unsicher bin) oder den internationalen Spendenaufruf von Celeste Barber machen.
Eure Julia
Titelbild via pixabay
Du sprichst mir aus der Seele, liebe Julia! Genau darüber habe ich auch gestern mit meinem Freund gesprochen und gemerkt, dass man einfach darüber reden muss. Dann merkt man schnell, das man mit seinen Ängsten nicht alleine ist. Vielleicht können wir irgendwann etwas positives aus dieser Katastrophe ziehen, und zwar, dass es das Denken und Handeln vieler Menschen geändert hat. Zuerst können wir aber nur hoffen, dass diese Brände bald ein Ende finden.
Liebe Ines,
Danke für deinen Kommentar und deine lieben Worte! So traurig es auch ist – ich hoffe auch, dass wir aus diesen schlimmen Ereignissen lernen und endlich aufwachen. Wir müssen irgenwie trotz allem optimistisch bleiben, um gemeinsam was zu erreichen.
Ich sende liebe Grüße,
Julia
Hey Julia, wir müssen darüber reden und dann gemeinsam daraum kämpfen das wir die Hoffnung nicht verlieren. Behalten wir bei allem Schmerz, der uns überfällt wenn wir die Nachrichten von Down under anschauen, nicht den Mut die Mißstände offen zu legen.
Lass uns an der Vision von einer veränderten, besseren, fairen Welt, festhalten.
Ich bin sicher das es gelingen wird, auch durch solche Menschen wie DICH, die uns mit immer wieder den Spiegel vorhalten. Und dies mit einer so liebevollen Offenheit.
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.
Ganz liebe Grüße Thomas
Hallo Thomas,
danke für deinen Kommentar – das stimmt, wir müssen weiter positiv bleiben und trotz allem die Hoffnung nicht verlieren!
Liebe Grüße,
Julia