Sehr weit oben auf meiner Prioritäten Liste beim Projekt nachhaltiger Umzug steht definitiv: So viel wie möglich gebraucht kaufen. Egal ob Möbel, Deko, elektronische Geräte … Warum es sich lohnt, gebraucht zu kaufen, was es vor allem bei Möbeln zu beachten gibt und welche Erfahrungen ich bisher gemacht habe, erfahrt ihr im heutigen Blogpost!
Ich finde es absolut großartig, Möbel und Co. gebraucht zu kaufen. Natürlich gab es auch bei mir die (vermutlich) übliche IKEA-Phase, in der mein Zimmer einer Produktseite im IKEA-Katalog glich – aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Mittlerweile herrscht in meinen vier Wänden ein Mix aus Möbeln, die ich damals neu gekauft habe und gebrauchten Schätzen. Wie das natürlich so ist, verändert sich im Laufe der Zeit der Geschmack und einige dieser Teile werde ich nicht in meine neue Wohnung mitnehmen, sondern einen neuen Besitzer für sie finden. Diese Teile müssen natürlich in unterschiedlicher Weise ersetzt werden. Zudem ist einfach auch die Aufteilung in der neuen Wohnung ganz anders und ich muss beispielsweise eine Lösung fürs Badezimmer finden. Denn hier habe ich noch den Luxus eines großen Einbauschranks, in dem von Handtüchern über Bettwäsche, Putzmitteln, Toilettenpapier und Co. wirklich viele Sachen in den letzten vier Jahren untergebracht waren. Schade Schokolade, von dem muss ich mich leider verabschieden. Dementsprechend müssen natürlich andere Möbel her.
Mein Vorsatz für diesen Umzug ist: so viel wie möglich gebraucht kaufen – auf Instagram könnt ihr auch verfolgen, wie es mit dem Umzug voran geht!

Zeit, Geduld, Kraft und noch mehr Zeit
Eine Sache die sich sehr schnell herausgestellt hat: Gebraucht Möbel zu kaufen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Denn nur, weil ich „graue Couch“ ins Kleinanzeigen Suchfeld eingebe, heißt es noch lange nicht, dass mir das perfekte Ergebnis ausgespuckt wird, wo das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Ich kann euch nicht sagen, wie viele Stunden ich damit verbracht habe, nach einzelnen Möbelstücken zu suchen. Mal stimmte der Preis so gar nicht, dann die Maße, dann war das Teil schon reserviert, dann stimmte die Form nicht und dann musste das Teil so schnell wie möglich abgeholt werden – was für mich ohne Transporter nicht möglich gewesen wäre. Natürlich kann man auch Glück haben, auch das hatte ich bei einigen Teilen, ohne Frage! Aber gerade wenn es doch um Dinge geht, die evtl. etwas teurer sind und schwieriger zu transportieren (wie beispielsweise eine Couch), kann es sein, dass die Suche etwas dauert. Es hat etwas von einem Puzzle, was sich so Stück für Stück zusammensetzt. Und mit dem Suchen und Finden eines Möbelstücks ist es eben nicht getan – das Teil muss am Ende ja auch noch abgeholt werden. Das habe ich immer versucht, zu bündeln und mehrere Abholtermine auf einen Tag zu legen. Dafür habe ich dann einen Transporter geliehen. Auch wenn ich diesen Punkt natürlich gerne vermeiden würde; aber weder eine Couch noch ein Kleiderschrank oder andere große Möbel lassen sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren. Bei Kleinigkeiten ist das natürlich kein Problem, dafür habe ich mich auch schon in die Straßenbahn gesetzt.
Ich kann euch nur empfehlen, sowohl genug Zeit für die Suche als auch genug Zeit und Flexibilität in Punkto Abholung einzuplanen. Damit einher geht auch: Fangt rechtzeitig an, zu Suchen. Obwohl es noch ca. vier Wochen bis zu meinem Umzug sind, habe ich den größten Teil der Sachen, die ich „neu“ kaufen wollte, bereits gekauft.

Wo finde ich gebrauchte Möbel?
Hier hätten wir natürlich den Klassiker, ebay Kleinanzeigen. Gerade in Großstädten gibt es in nahezu jeder Kategorie diverse Angebote in den unterschiedlichsten Preisklassen. Hier kann ich empfehlen, einfach das Suchgebiet etwas zu erweitern und nicht nur auf die Stadt, in der man lebt, zu begrenzen. Ich wohne in Mainz und habe schon Sachen aus Wiesbaden und Rüsselsheim abgeholt.
Auch beim „normalen“ Ebay kann man nach gebrauchten Möbeln schauen – hier einfach bei den Filter Einstellungen den Artikelstandort auf die eigene Postleitzahl und z.B. noch auf einen Umkreis von ein paar Kilometern erweitern, ähnlich wie bei Kleinanzeigen.
Ansonsten gehe ich auch gerne auf Flohmärkten und in Gebrauchtmöbelhäusern auf die Suche nach passenden Möbeln – in Mainz gibt es beispielsweise das Brockenhaus, wo es wirklich tolle Schätze zu finden gibt.
Aber auch in entsprechenden Facebook Gruppen (z.B. „zu verkaufen / zu verschenken Mainz“) oder ganz klassisch nach Aushängen im Supermarkt lohnt es sich, sich einfach mal umzuschauen.
Und last but not least: Fragt doch einfach mal bei der Familie, Freunden oder Bekannten, ob sie Möbel abzugeben haben oder evtl jemanden kennen, der jemanden kennt …


Planung ist alles
1. Rechtzeitig mit der Suche beginnen
2. Nicht aufgeben, falls es ihr nicht auf Anhieb fündig werdet
3. Abholtermine gut planen und evtl. mehreres an einem Tag holen, damit sich der Transporter lohnt
Ja, es ist durchaus möglich, dass ihr so mehrere Wochen oder Monate mit „doppelten“ Möbeln in der Wohnung lebt, dass vielleicht ein Tisch etwas im Weg steht. Aber glaubt mir, es lohnt sich! Ich hab wirklich schöne Teile über Kleinanzeigen gefunden und hätte mich geärgert, hätte ich es nicht gekauft nur weil es so jetzt ein wenig im Weg steht. Möglicherweise würde ich auch gar nichts passendes finden, wenn ich erst später mit der Suche anfangen würde.

Die Vorteile
Neben der Tatsache, dass die neue Wohnung am Ende nicht aussieht wie ein Beispielzimmer in einem Möbelhaus, hat der Kauf von gebrauchten Möbeln noch weitere Vorteile. Zum einen kann man wirklich viel Geld sparen – Schränke, Sofas, Tische und Co. kosten oftmals nur noch ein Bruchteil vom Originalpreis. Gerade weil bei einem Umzug besonders zum Ende hin doch noch die ein oder andere Kleinigkeit ansteht, können sich die Ausgaben wirklich summieren. Da lohnt es sich, direkt von Anfang an zu schauen, dass man sein Geld zusammenhält. Aber es ist zum anderen natürlich auch eine sehr nachhaltige Entscheidung, seine Möbel gebraucht zu kaufen – denn diese befinden sich bereits im Kreislauf, es werden keine neuen Ressourcen für die Herstellung benötigt. Außerdem ist das auch eine Möglichkeit, seinen Konsum zu verlangsamen und zu reduzieren. Für mich ist das auch eine gute Möglichkeit, genau diesen Konsum von Möbeln so zu hinterfragen. Denn gerade große Teile muss man abbauen, eine Zwischenlagerungsmöglichkeit finden und am Ende wieder aufbauen. Da überlege ich mir vorher, ob ich diese Sachen wirklich brauche, oder ob es evtl. andere Möglichkeiten und Lösungen gibt.


Die Nachteile
Wer gebraucht kauft und nach einem ganz speziellen Modell einer ganz speziellen Serie sucht, wird vermutlich nicht bzw. nicht so leicht fündig werden, so ehrlich muss man sein. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und man kann auch spezifische Kaufwünsche im Secondhand Bereich tätigen. Aber es ist durchaus leichter, wenn man zwar eine Vorstellung hat, ich habe beispielsweise nach einem grauen Sofa gesucht, aber ansonsten hatte ich keine weiteren konkreten Vorstellungen. Das hat die Suche deutlich erleichtert und so bin ich am Ende auch fündig geworden.
Auch die Zwischenlagerung/Unterbringungsmöglichkeiten können natürlich auch ein Nachteil sein. Ich habe in meiner Wohnung momentan noch den Vorteil, dass ich einen relativ großen Keller habe, in dem ich viele Sachen zwischenlagern kann bzw. habe ein paar größere Teile bei Freunden und Bekannten untergebracht.
Alle 10 Jahre steigt unser Möbelkonsum um 150% an.
Das liegt unter anderem daran, dass große Möbelhausketten einen großen Teil zur Wegwerfgesellschaft beitragen – indem immer billigere Möbel aus noch billigeren Materialien produziert werden, die teilweise nicht mal einen Umzug überstehen. Da lohnt sich die Mühe kaum und oftmals wird einfach direkt was Neues gekauft. Dabei gibt es mittlerweile so einen großen Markt an gebrauchten Möbeln, dass auch hier teilweise die Auswahl schwer fällt.
Dass die Ökobilanz von Möbeln, die in Massen mit nur kurzer Lebensdauer produziert werden, deutlich schlechter ausfällt als die von gebrauchten oder nachhaltig produzierten Möbeln, sollte eigentlich klar sein. Denn diese werden nicht nur in rauen Mengen hergestellt, sondern teilweise über den halben Planeten zu uns geflogen um, ganz drastisch formuliert, hier nach nur kurzer Zeit auf dem Sperrmüll zu landen.

Ich will große Möbelhausketten natürlich auch nicht vollkommen verteufeln – auch ich werde vermutlich nicht gänzlich um sie herum kommen und das ein oder andere Teil dort kaufen – schlicht und ergreifend, weil ich nicht alles, was ich suche, in nachhaltig produziert/gebraucht finde. Was mir allerdings wichtig ist, ist ein bewusster Umgang bzw. ein bewusster Konsum dieser Möbel.
Bevor ihr also das nächste Mal, egal ob vor eurem Umzug oder bei euch einfach so ein neues Möbelstück einziehen soll, in ein großes Möbelhaus rennt, schaut doch vorher, ob ihr dieses oder ein ähnliches Teil nicht auch gebraucht findet!
Kauft ihr auch gerne gebrauchte Möbel und welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Teilt sie doch gerne in den Kommentaren mit uns!
Eure Julia