*dieser Beitrag ist in Kooperation mit atisan entstanden.
Bei einer großen Auswahl konventioneller Ketten findet man mittlerweile alles, was man braucht, um die eigenen vier Wände zu verschönern und sich neu einzurichten. Denn der Markt ist groß, die Nachfrage ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Aber auch bekannte Fashion Brands haben nach und nach ihr Sortiment erweitert: neben Kleidung findet man auch teilweise große Deko und Einrichtungsshops, die bestückt mit den neusten Trends in Sachen ‚Home & Living‘ sind. Und egal, welchen Einrichtungsstil man bevorzugt, in den gängigen Geschäften wird man fündig. Doch bei all den wechselnden Trends, den neuen Farben und Mustern, fange ich an, mich zu fragen, wie denn diese schönen Lampen, Körbe, Vasen und Kissen überhaupt produziert werden – werden sie per Hand gefertigt, gibt es Maschinen dafür? Und woher kommen die Materialien?
In anderen Bereichen werden genau diese und weitere Fragen zunehmend gestellt. Beispielsweise in der Modeindustrie.
Im April findet wieder die Fashion Revolution Week statt – das Internet wird voll sein mit Postings, Bildern und Videos die alle die selbe Frage enthalten: ‚Who made my clothes?‘ Das hat sich in den letzten Jahren etabliert, es kommen jedes Jahr aufs Neue immer mehr kritische Beiträge hinzu. Und das ist wunderbar, ganz ohne Frage. Denn wir sollten uns auch genau diese Frage stellen, und noch einige mehr: Wo wird produziert? Wie wird produziert? Werden die Arbeiter angemessen bezahlt? Wie steht es um die Arbeitssicherheit? Kritisch sein, Gegebenes hinterfragen, nachhaken – und das nicht nur im Modebereich.
Die Geschichte hinter atisan
Daniel und Dorka haben beschlossen, ein Interior Label zu gründen, welches genau diese Fragen stellt – und auch beantwortet. Die beiden Quereinsteiger kommen aus völlig anderen Bereichen; Daniel hat einen BWL Hintergrund und in einem großen Konzern gearbeitet und Dorka kommt aus der Zahnmedizin. Beide hatten sichere, gut bezahlte Jobs den sie auch gerne gemacht haben. Jedoch sind sie an ihre Grenzen gekommen; die Möglichkeiten, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen und damit selbst etwas zu gestalten, waren für sie im klassischen Arbeitsverhältnis zu klein. Zudem sind sie schon immer gerne gereist, haben ferne Länder besucht und auf ihren Wegen die Traditionen und Künstler der unterschiedlichen Länder kennengelernt – und auch gesehen, dass viele dort ein unfassbares Talent haben, welches sie einfach nicht nutzen können. Und dass da so viel ist, was man bewirken und verändern kann. Aus diesem Verlangen nach Kreativität und der Leidenschaft heraus, etwas Gutes tun zu wollen, haben sie den mutigen Schritt in Richtung Selbstständigkeit gewagt und einfach losgelegt. Weil beide eine Idee hatten, den Wunsch danach etwas zu verändern und ihre Zeit und Kraft in etwas umweltfreundliches und nachhaltiges zu investieren.
Die Idee war da, die Möglichkeiten auch, doch wie setzt man sowas um? Sie standen von heute auf morgen vor dem großen Nichts. Denn: der Weg hin zu schönen Produkten die zusätzlich noch ethisch und ökologisch wertvoll sind, war lang. Die Slow Interior Branche ist noch recht klein, sie ist noch eine Nische und besonders wenn man noch keine Erfahrungen in diesem Bereich hat, sind da oftmals mehr Fragen als Antworten: Wie geht man mit sowas um? Wie geht man vor? Dorka und Daniel haben ihre Reise wortwörtlich mit leeren Händen begonnen, immer mit der Motivation im Hinterkopf, dass sie Veränderungen schaffen können. Ihren Antrieb und ihren Willen, trotz Startschwierigkeiten weiterzumachen, schöpften die zwei immer wieder aus der Passion für Nachhaltigkeit, für Fairness, die sie von Beginn an begleitet hat.
Von Anfang an war da dieses Versprechen: sie wollten jeden Hersteller persönlich besuchen, ihn und seine Arbeit kennen lernen, einen Einblick in diese Handwerkstradition erhalten. Genau das haben sie auch gemacht, sie haben die unterschiedlichen Länder und Städte besucht, um sich selbst vor Ort alles anzuschauen, sich selbst ein Bild von den Arbeitsbedingungen, von dem Umfeld und dem Arbeitsprozess zu machen. Es war nicht immer leicht, doch die Arbeit hat sich gelohnt: die erste Kollektion ist Ende letzten Jahres gelauncht worden und zeigt sehr deutlich, dass Daniel und Dorka den richtigen Weg gegangen sind. Denn ihre Produkte sind nicht nur einfach schön und nachhaltig: sie erzählen eine Geschichte.
Die Reise von atisan ist noch lange nicht vorbei: die Zwei wollen den Shop und das Sortiment zu gegebener Zeit erweitern, weitere Länder bereisen und auch in Deutschland schauen, was für Möglichkeiten im Bereich Slow Interior es hier gibt.

Slow Interior, Herzblut und Qualität
Wenn man sich den online Shop von atisan anschaut, ist der erste Gedanke: ‚Einmal alles, bitte!‘ Minimalistische Einzelstücke, in liebevoller Handarbeit mit Leidenschaft zum Detail gefertigte, moderne Interior, die das Herz eines jeden Deko-Liebhabers höher schlagen lässt. Die Auswahl ist überschaubar – aus gutem Grund. Bereits auf den ersten Blick wird deutlich: Hier findet man Slow Interior at its finest. Denn mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Produkte wahnsinnig schön sind, sind sie der Inbegriff einer Bewegung, die momentan stattfindet und immer und immer größer wird: Jedes einzelne Stück wird per Hand individuell hergestellt, hier kommt nichts vom Fließband. Slow interior. Es gibt Steingut- und Holzgeschirr, Lampen, Körbe, Teppiche und Stühle. Wobei die größte Kategorie die handgeflochtenen Seegras Körbe darstellt – hier hat man die unfassbar schwierige Aufgabe, sich zwischen 12 verschiedenen Modellen in je unterschiedlichen Größen zu entscheiden. Die Körbe könnten trotz ihrer Gemeinsamkeit, dass sie bis auf eine Ausnahme alle aus Seegras sind, unterschiedlicher nicht sein: Unterschiedliche Farbgebungen, Flechttechniken und Formen. Der Herstellungsprozess kann unterschiedlich lange dauern: je nach Größe und Flechttechnik der Körbe dauert es zum Teil mehrere Stunden, bis ein einziger Korb fertig ist. In den heutigen Zeiten der Massenproduktion nahezu unvorstellbar.

Um dennoch die Bestellungen der Kunden zügig verschicken zu können und auf der anderen Seite keine Ladenhüter anzuhäufen, ist jede Menge Vorausplanung notwendig. In Zeiten der „on demand“ Bestellungen, des Overnight Express kommt es einem fast vor wie die Reise in eine andere Zeit. Doch statt Quantität setzen die zwei Gründer auf Qualität und Herzblut: Jedes einzelne Produkt wurde von einem talentierten Menschen handgefertigt, der so eine Chance erhält, seine Geschichte zu erzählen, einen tollen Job zu erledigen und dafür wird er fair bezahlt. Das ist in unserer heutigen Wegwerf-Gesellschaft leider alles andere als selbstverständlich.
Die Produkte von atisan sind eine Verschmelzung von Tradition und Moderne: Jedes Produkt bleibt in dem Land, wo es ursprünglich herkommt: Die Seegraskörbe haben eine lange Tradition in Vietnam und werden alle dort hergestellt. Die traditionellen Designs haben Dorka und Daniel übernommen und gemeinsam mit den Künstlern um eigene Ideen erweitert um genau diese Balance zwischen traditionell, modern und zeitlos zu schaffen.
Natürlich könnte man diese Körbe auch hier vor Ort flechten lassen – doch den beiden war es von Anfang an wichtig, dass die komplette Wertschöpfungskette einen Sinn macht, auch bereits in der Herstellung. Sie sollen dort zu Hause sein wo sie herkommen, diese uralte Handwerkskunst soll in den einzelnen Flechtsträngen mitschwingen und so seine Bedeutung behalten.

Alles, was man im Online Shop von atisan findet, ist auf seine eigene unperfekte Art perfekt: Auch wer sich zehn der schönen blauen Keramiktassen bestellt, wird am Ende nicht zehn identische Tassen im Schrank stehen haben. Denn kein Produkt gleicht dem anderen, was den individuellen Herstellungsprozess noch einmal unterstreicht. Die eine ist nicht ganz rund, die nächste hat eine andere Farbgebung als die erste. Und das ist auch gut so, denn es zeigt, dass fern ab der billig produzierten Massenware ganz tolle Produkte entstehen können. Diese Unperfektheit schwingt auch schon im Namen mit: atisan, abgeleitet vom englischen ‚artisan‘ (dt.: Handwerker, Künstler) beschreibt das, was Daniel und Dorka machen wollen: „Es ist wie eine Art Motto, die Imperfektion von Dingen zu zelebrieren. Deshalb haben wir einfach das ‚r‘ gestrichen.“ Es geht um Respekt – um eine Kommunikation auf Augenhöhe. Auch diese Werte des Labels kommen in der Namensgebung zum Ausdruck. Der Fokus bleibt so auf den Menschen hinter den Produkten, den Kunsthandwerkern, die all ihr Können und ihre Leidenschaft in die Herstellung der Körbe, Teppiche, Bretter und Tassen stecken. Der Name atisan ist ein Ausdruck der Wertschätzung dieser Arbeit.


Die Produkte von atisan sind zeitlos. Sie sind sehr clean und minimalistisch, ohne eintönig zu sein. Natürlich wollen sich Daniel und Dorka auch an Trends orientieren – der tollste, handgeflochtene Korb bringt niemandem etwas, wenn ihn keiner kaufen will. Aber statt blind auf die nächste Trendfarbe, -form oder -richtung zu vertrauen, setzen die beiden auf Zeitlosigkeit und ein Design, welches so unaufdringlich und minimalistisch ist, dass es wohl kaum einen Einrichtungsstil gibt, zu welchem sich die Körbe, Tassen und Teppiche nicht kombinieren lassen. Und damit kann man sich sicher sein: diese Einzelstücke werden mehr als nur eine Saison in den eigenen vier Wänden zu Hause sein.
Jeder Kauf, den wir tätigen, ist ein Stimmzettel
Interessanterweise ist es bei den Körben, dem Trendprodukt in der Interior Welt, noch nicht gelungen die Flechttechniken mit natürlichen Materialien maschinell zu imitieren. So interessant das auch ist, umso erschreckender wird es, wenn man darüber nachdenkt das was bedeutet: Auch die Körbe, die es teilweise für wenige Euro online und offline zu kaufen gibt, werden händisch gefertigt. Wie sehen hier die Arbeitsbedingungen aus? Wie werden hier die Arbeiter bezahlt? Interessanterweise findet man online dazu recht wenig – es wird über die Preispolitik und die Arbeitsbedingungen in den Filialen hier in Deutschland berichtet (was natürlich auch sehr wichtig ist und worüber definitiv berichtet werden sollte!) – doch wie so eine Massenproduktion von Dekoartikeln aussieht, dazu findet man nahezu gar nichts. Vieles kommt ohne Frage bestimmt vom Fließband – aber wie sieht es mit Produkten aus, die, wie der Korb, maschinell nicht hergestellt werden können? Und wie sieht es mit den Materialien aus, wird die Beschaffung dieser hinterfragt?
Aber auch tolles Keramikgeschirr, Holzbretter und -boxen, Vasen und Teppiche finden sich zuhauf in großen namhaften Einrichtungsläden – und die Preise werden einfach so hingenommen. Großartig, noch ein Schnäppchen gemacht! Woran liegt das? Vielleicht weil dieser Prozess noch abstrakter ist, noch weniger greifbar als bei der Produktion von Kleidung. Werden Vasen per Hand hergestellt oder gibt es Maschinen dafür? Das wissen vermutlich die wenigsten bzw: sie stellen solche Fragen gar nicht. Dabei umgeben wir uns täglich damit, kommen mit diesen Sachen in Berührung, ohne zu wissen, woher die Materialien kommen, ob sie gefährliche Chemikalien enthalten oder nicht. Dass gewisse Möbel oder Einrichtungsgegenstände erst mal „ausdünsten“ müssen, sollte eigentlich schon Hinweis genug sein. Doch anstatt sich darüber Gedanken zu machen, wurde das Einrichten für viele zum Hobby – es ist eine Art Trendbewegung geworden: Die Deko in den eigenen vier Wänden wie Kleidung wechseln, immer mehr, immer was neues, Vasen, Körbe und Nippes im Überfluss. Passend zur Saison lagern im Keller diverse Kartons, prall gefüllt mit Dekorationsartikeln unterschiedlichster Art die nicht selten im nächsten Schlussverkauf um diverse Keramik Schnäppchen erweitert werden. Und wenn etwas nicht mehr gefällt oder nicht mehr im Trend ist, schmerzt es auch nicht, diese Teile einfach auszusortieren um Platz für die nächste Interior-Trend-Welle zu schaffen.
Produzieren und Ressourcen verbrauchen für nicht mal eine Saison? Das ist alles andere als okay. Und hinzu kommt, dass ich mich frage, wann es en vogue geworden ist, sein hart verdientes Geld so schnell aus dem Fenster zu schmeißen. Natürlich – auch ich habe lange Zeit in großen Dekogeschäften eingekauft, die Sale Ecken durchstöbert und haufenweise Kerzenständer, Vasen und Schnickschnack mit nach Hause geschleppt – ohne auch nur über eine der hier im Text formulierten Fragen nachzudenken. Aber irgendwann habe ich mich in meiner Wohnung umgeschaut und mich gefragt, wie es eigentlich passieren konnte, dass ich meine eigenen vier Wände dermaßen zugestellt habe, dass mir die Luft zum Atmen fehlte. Und da hat es klick gemacht. Auch die schönen Dinge des Lebens möchte ich weiterhin, trotz meines grünen Lebensstils, konsumieren. Nur bewusster, bedachter, weniger und dafür mit ganz viel Liebe für die Sachen, die neu bei mir einziehen und sehr lange bei mir wohnen werden.

Es sollte uns allen bewusst sein, dass jeder Kauf, den wir tätigen, ein Stimmzettel ist – egal, was wir kaufen. Welche Produkte, Firmen und Herstellungsbedingungen möchte ich unterstützen? Jeder Kauf wirkt sich auf die Industrie aus und es liegt an uns, dass aus der Nische ‚Slow Interior‘ irgendwann eine Selbstverständlichkeit wird. Dass man gerne mehr Geld für tolle, hochwertige Produkte ausgibt, die ihr Geld mehr als wert sind. Das ist einer der Gründe, warum ich es unfassbar wichtig finde, Labels wie atisan zu unterstützen – um ihre Message zu verbreiten und damit ein Zeichen für Nachhaltigkeit, Fairness und Umweltbewusstsein zu setzen.
„I come from afar
I am handmade
I am one of a kind
I am made to last“
-atisan.

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Daniel und Dorka, den zwei tollen Gründern von atisan für diese schöne Kooperation bedanken. Merci und die herzlichsten Grüße an euch!
Wie steht ihr zu dem
Thema? Habt ihr euch um Slow Interior schon einmal Gedanken gemacht?
Hinterlasst mir doch gerne einen Kommentar!
Eure Julia