Im heutigen Blogbeitrag geht es um ein Thema, welches mich per Instagram Nachricht erreicht hat: Was tun, wenn Freund/Freundin oder Familie so gar nicht mitziehen bei dem Versuch, etwas mehr Nachhaltigkeit in den Alltag zu integrieren? Mein persönliches Umfeld war zwar nicht vollkommen abgeneigt, aber einige waren dennoch ziemlich skeptisch gegenüber meinen grünen Anwandlungen. Deshalb teile ich heute ein paar Erfahrungen mit euch, die euch in solchen Situationen weiterhelfen können.
Ich kenne das Gefühl, wenn man besonders anfangs, wenn man z.B. seinen Plastikmüll reduzieren will, total begeistert und on fire ist. Ich hab den ganzen Tag diverse Blogs und Magazine gelesen, mir YouTube Videos angeschaut, Bücher durchforstet und war wie ein Schwamm, der immer weiter Wissen aufsaugen wollte. Da möchte man sich natürlich irgendwann auch mit Anderen darüber austauschen, nicht nur online. Besonders wenn man mit seinem Partner oder seiner Partnerin oder der Familie zusammenwohnt oder auch in einer WG lebt, ist ein gewisser Austausch zu diesem Thema sehr wichtig. Und am idealsten wäre es natürlich, wenn alle Parteien des Hauses an einem Strang ziehen und man z.B. nicht immer doppelt und dreifach Einkaufen muss. Aber auch wenn man nicht mit dem Partner zusammen wohnt oder sich mit seinen Freunden darüber austauscht wäre es natürlich schön, wenn man nicht auf Ablehnung stößt. Was also tun, wenn genau das der Fall ist? Oder, etwas abgeschwächt, einfach kein Verständnis für den nachhaltigen Lebensstil vorhanden ist?
Eine erste Tatsache, der man sich stellen muss: Man kann niemanden zu irgendwas zwingen. Oder krampfhaft überzeugen. Das würde auch gar nichts bringen, denn gerade bei solchen doch sehr sensiblen Themen wie Müllreduzierung, gesunder Ernährung, ein nachhaltiger Lebensstil, wo es an persönliche Gewohnheiten, Entscheidungen und Befindlichkeiten geht, ist jeder, der dazu in irgendeiner Form ‚gezwungen‘ wird, nur halbherzig dabei. Wenn überhaupt. Eine Art von Zwang oder Druckausübung ist hier also völlig fehl am Platz – das macht beide Parteien nur unglücklich.
Eine Art Untertitel, den ich meinem Blog gegeben habe, ist ‚leben statt lehren‘. Mein erster Blogbeitrag handelte genau davon – dass es doch recht viele Blogs und Magazine gibt, wo man beim Lesen das Gefühl bekommt, belehrt und verbessert werden zu wollen. Solche Situationen gibt es nicht nur online, sondern auch häufig in Gesprächen unter Freunden und Bekannten, zu diversen Themen. Und dieses Gefühl finde ich sehr sehr unangenehm. Deshalb habe ich es zu meiner Philosophie gemacht, sowohl privat, als auch auf meinem Blog, einfach die Werte, die mir wichtig sind, offen auszuleben und zu kommunizieren – nicht nur für mich privat, sondern auch wenn ich unterwegs bin und auch da Müll vermeiden möchte. Ich stand vor kurzem mit einer großen Kaffeetasse in der Schlange eines Eiscafés, weil bei der Hitze die Waffel sehr unpraktisch war und ich auch keinen kleinen Pappbecher inklusive Plastiklöffel haben wollte. Die Blicke der anderen Wartenden könnt ihr euch vorstellen. Aber das ist okay für mich, da es mir wichtig war, keinen Müll zu produzieren. Und weil genau in solchen Momenten vielleicht andere Leute inspiriert und zum Nachdenken gebracht werden. Sowas habe ich schon häufiger auf dem Wochenmarkt gehört, wenn ich meine eigenen Gemüsebeutel dabei habe: „Man, das ist ja eine gute Idee. Sowas habe ich doch auch zu Hause!“ „Das mache ich das nächste Mal auch!“ Und schon hat man jemanden inspiriert und einen wahnsinnig tollen Schritt gemacht. Eine wandelnde Inspirationsquelle? Klingt total blöd, vielleicht trifft es das aber. Es müssen ja keine riesigen, fundamentalen, weltverändernden Schritte sein, die andere zum Nachdenken anregen. Manchmal reicht auch schon ein Gemüsenetz oder eine Kaffeetasse in der Schlange eines Eiscafés – eine Mini-Inspiration vielleicht.
Und genau so, wie ich es quasi „unter Fremden“ mache, mache ich es auch in meinem Bekanntenkreis. Statt Dinge groß anzukündigen und mich groß zu erklären, benutze ich meinen eigenen Kaffeebecher wie selbstverständlich, bestelle wie nebenbei den Strohhalb zur Limo ab, ohne das groß und breit darzulegen. Daraus entstehen viel interessantere Gespräche, als wenn ich das Ganze mit einem Trommelwirbel ankündige. Und ich habe festgestellt, bzw. das Feedback bekommen, dass allein solche kleinen Sachen in meinem Umfeld schon einige zum Nachdenken gebracht haben. Ich bekomme auch immer häufiger Nachrichten von Freunden und Bekannten, die mir schreiben, dass sie jetzt kein Wasser in Plastikflaschen mehr kaufen oder sich auch Gemüsenetze angeschafft haben. Und sowas macht mich so richtig glücklich! Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ich auf gewisse Themen zu sprechen komme, in denen ich diskutieren möchte o.ä. Aber ich glaube man bekommt recht schnell ein Gefühl dafür, bei wem man solche Themen häufiger mal anschneiden kann und wer doch von solchen ‚Öko‘ Themen schnell genervt ist. Dies trifft vor allem auf den, ich nenne es mal „Bekanntenkreis“ zu, also Freunde, Bekannte, Kommilitonen, und andere Personen, die man vielleicht nicht täglich sieht, aber häufiger mal Zeit zusammen verbringt. Etwas schwieriger wird es, wenn es um den engsten Kreis der Beziehungen geht, also die Familie und/oder den Partner.
Denn diese sind häufig direkt davon „betroffen“ wenn man den eigenen Lebensstil ändert. Das Wort betroffen klingt so negativ, aber ich denke, ihr wisst was ich meine: Wenn man nur noch fair produzierte Kleidung kaufen möchte und der Freund/die Freundin oder die Schwester beim nächsten Ausflug in die Innenstadt den Klamottenschweden ansteuert beispielsweise. Wenn deine Freundin/dein Freund oder deine Familie nicht so wirklich viel mit deinem grünen Lebensstil anfangen kann, kann ich dir folgende Erfahrungen mit auf den Weg geben:
Anstatt nur darüber zu reden, kann es hilfreich sein, wirklich deutlich zu machen, warum dir das Thema wichtig ist. Dass es mehr als nur eine Laune oder eine Phase ist, sondern du wirklich an deinen Gewohnheiten was ändern und damit dein Leben anders, nachhaltiger gestalten willst. Zeig, warum dir das wichtig ist, warum es aber auch generell einfach enorm wichtig ist, mehr Grün in den Alltag zu integrieren. Schaut vielleicht zusammen eine Doku, setzt euch hin und redet ganz gezielt darüber. Und frage vielleicht auch einfach mal nach: Was genau ist der Punkt, den dein Partner/ein Familienmitglied stört? Oder nicht versteht oder komisch findet? Daran kannst du dann ansetzen und genau diese Sache näher erklären oder einfach mal zeigen. Denn was ich in so einer Situation ebenfalls, quasi als einen Schritt weiter sehr empfehlen kann: Über das Reden hinaus gehen und deinem Partner/deiner Familie einfach mal zeigen, wie genau so eine Umstellung aussieht oder aussehen kann. Du gehst auf dem Wochenmarkt oder im unverpackt Laden einkaufen? Für jemanden, der davon immer nur hört, aber nie da war, kann es schwierig sein, sich sowas vorzustellen. Deshalb: Nimm die Person doch einfach mal mit, zeig ihr, wie einfach so ein unverpackter Einkauf ist, wie schön der Bummel über den Wochenmarkt ist. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das jede Menge bewirken kann. Weil die Vorstellung von so einem Laden oder so einem Einkaufen meist völlig anders als die Realität ist. Ich weiß noch, wie skeptisch hier jemand war, als ich erzählt habe, dass ich meine Nussmilch jetzt immer selber mache. Ob das denn nicht total aufwendig sei. Also habe ich dieser Person einfach mal gezeigt, wie einfach das ist und wie überhaupt nicht aufwändig. Also wenn du Nussmilch oder deine eigenen Kosmetikprodukte selbst herstellst: macht das doch einfach mal zusammen. Zeig der Person, wie simpel und einfach es sein kann, seine eigenen Produkte selbst herzustellen. Zum Thema fair Fashion: geht doch mal zusammen in ein Geschäft, was faire Kleidung anbietet – das Klischee, dass faire Kleidung total öko und nach Kartoffelsack aussieht, haben immer noch sehr viele Leute vor Augen. Da kann es helfen, sich die Kleidung einfach mal direkt anzuschauen.
So ein Prozess kann lange dauern. Sehr lange. Und es kann sein, dass dein Partner/deine Familie nie so nachhaltig lebt, wie du. Oder wie du es gerne hättest. Aber, und diese Erfahrung gehört auch einfach dazu: Das ist auch vollkommen okay. Dafür ist es umso wichtiger, jeden noch so kleinen Schritt, den andere machen, zu würdigen und zu wertschätzen. Denn jeder hat sein eigenes Tempo und seine eigene Herangehensweise. Und wer weiß? Vielleicht führen viele solcher kleinen Schritte dann irgendwann zu einem größerem und so weiter und so weiter …
Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen, der sich in so einer Situation befindet, mit diesen Tipps und Erfahrungen ein wenig weiterhelfen. Wie sind eure Erfahrungen mit diesem Thema? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen, ich würde mich sehr freuen!
Eure Julia