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Ich schleppe nicht mehr: Gründe, um auf Leitungswasser umzusteigen

Als ich von zu Hause ausgezogen bin gab es eine Sache, auf die ich mich immer sehr gefreut habe: Besuch der Eltern. Nicht nur, weil Besuch aus der Heimat immer gut tun, sondern auch (sehr egoistisch von mir gedacht) weil dies bedeutete: Einkaufen mit dem Auto. Ich war sonst nur mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und so lassen sich bekanntermaßen keine Großeinkäufe tätigen. Was immer in unfassbaren Massen in den Einkaufswagen gewandert ist: Wasser in Einwegplastikflaschen. Und das Wort ‚Massen‘ trifft es tatsächlich ziemlich gut; Oben auf meinem Kleiderschrank thronten nämlich nach jedem Einkauf so viele Sechserträger Wasser, wie nur Platz war. Ein Einwegflaschen Lager bis unter die Decke. Heute klingt das in meinen Ohren so unfassbar absurd, dass ich über mich selbst lachen muss. Damals jedoch erschien es mir nur logisch.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass diese Lagerung von Wasserflaschen irgendwie doch nicht die ideale Lösung ist – der Aufwand war einfach jedes Mal enorm groß, ich hatte die Flaschen und den Gang zum Pfandautomaten satt. Mal ganz abgesehen vom ästhetischen Aspekt dieser Plastikflut in meinem kleinen WG Zimmer.
Also habe ich mir einen Wassersprudler zugelegt – ich habe ihn gebraucht für wenig Geld erstanden und besitze ihn noch heute. Damals war stilles Wasser ein Graus für mich, weshalb ich sehr dankbar für diese Anschaffung war und seitdem zu Hause nur noch Leitungswasser (mittlerweile auch ohne Sprudel) trinke.
Dieser Schwank aus meinem Leben ist, meiner Meinung nach, nicht nur recht amüsant (Plastikflaschen. In Massen. Auf meinem Kleiderschrank. In einem 12qm Zimmer.) sondern zeigt zudem auch, wie leicht die Umstellung von Einwegplastikflaschen hin zu Leitungswasser sein kann – und aus welchen Gründen sie geschehen kann. Denn wenn ich ehrlich bin, war es am Anfang schlicht und ergreifend der faule Hund in mir, der einfach keine Lust mehr hatte, ständig zu Schleppen und Pfand wegzubringen, der dafür gesorgt hat, dass ich auf Leitungswasser umgestiegen bin.

Die nachfolgenden Informationen habe ich mir natürlich nicht selbst ausgedacht; ich habe sie aus der (wirklich empfehlenswerten!) Broschüre „Rund um das Trinkwasser“ vom Umwelt Bundesamt.
Das Trinkwasser in Deutschland wird zu 70% aus dem Grund- und Quellwasser entnommen. Die übrigen 30% setzen sich u.a. aus Flusswasser, Talsperren oder Uferfiltraten zusammen. Die genaue Zusammensetzung und Entnahme ich jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich. Im Schnitt benötigt jeder deutsche Haushalt pro Kopf 121 Liter Wasser pro Tag – wovon einer der größten Teile für die Körperpflege verwendet wird. Lediglich 4% werden für Lebensmittelzubereitung, Essen und Trinken verbraucht*. Ein ziemlich kleiner Anteil also, den wir am Ende pur, gesprudelt oder als Schorle trinken. Doch wie viel kostet Leitungswasser in Deutschland?
‚Nicht sehr viel‘ ist wohl eine ganz gute Formulierung, denn ein Nebeneffekt der recht schnell beim Umstieg von gekauftem Wasser zu Leitungswasser auffällt ist die Tatsache, dass man jede Menge Geld spart.
Im Durchschnitt zahlt man in Deutschland täglich 27 Cent für über 100 Liter Wasser aus der Leitung*. Selbst ich als Mathe-Null brauche nicht lange um zu sehen, dass das im Vergleich zu gekauftem Wasser aus dem Supermarkt verdammt wenig ist. Der finanzielle Aspekt kann definitiv auch ein ausschlaggebender Punkt sein, um auf Leitungswasser umzustellen.  Doch immer wieder höre ich von Bekannten und Freunden, dass Leitungswasser ja nicht schmecke, weil es zu kalkig sei. Ob Wasser kalkig ist oder nicht, hängt mit der Wasserhärte zusammen.

„Der Begriff Wasserhärte beschreibt im Wesentlichen den Gehalt des Wassers an Kalzium (Ca) und Magnesium (Mg). […] Der überwiegende Teil der Wasserhärte entsteht im Boden, wenn Regenwasser versickert. Hierbei lösen sich je nach Art des Gesteins im Untergrund Mineralien – auch Kalzium und Magnesium – im Wasser: aus Regenwasser wird Grundwasser mit unverwechselbarer, regionaltypischer Zusammensetzung.“*

Dass es in einigen Gebieten Deutschlands etwas kalkhaltigeres Wasser gibt, als in anderen, ist also nur natürlich. Es ist natürlich immer Geschmackssache und vermutlich auch Typsache, ob man auch stärker kalkhaltiges Wasser aus der Leitung trinken möchte oder nicht. Eines ist jedoch sicher:

„Kalzium und Magnesium sind wichtige Bestandteile unseres Körpers. Hartes Wasser ist also keinesfalls gesundheitsschädlich. […] Aus dem Trinkwasser benötigt der Mensch vor allem das Wasser. Und das in guter Qualität, egal ob hart oder weich, es gilt: Durch hartes Wasser „verkalkt“ man nicht!“*

Es stellt also in keiner Form ein gesundheitliches Risiko dar, kalkhaltiges Wasser aus der Leitung zu trinken. Laut Umweltbundesamt erfüllen 99% der Messwerte die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen Güteanforderungen der Trinkwasserverordnung*. Was wiederum bedeutet: Wir haben in Deutschland das große Glück, dass die Trinkwasserversorgung, ihre Prüfung und Qualität Gesetzen unterworfen ist.

„Dadurch ist das Trinkwasser in Deutschland wesentlich reiner und besser geschützt, als es zur Kontrolle unmittelbarer gesundheitlicher Risiken notwendig wäre.“*

Es gibt viele Teile auf der Welt, da sieht es um die Trinkwasserversorgung völlig anders aus. Wir befinden uns also in einer verdammt luxuriösen Situation. Es gibt jedoch noch sehr viele Leute, die sich dessen entweder nicht bewusst sind oder vielleicht aus anderen Gründen abgepacktes Wasser kaufen. Ich möchte wirklich niemanden angreifen oder jemandem zu nahe treten, der aus persönlichen Gründen kein Leitungswasser trinkt, trinken kann oder trinken möchte. Jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen! Dennoch möchte ich mit diesem Beitrag zum Nachdenken anregen – vielleicht ist der Umstieg hin zum Leitungswasser ja auch was für dich!

Ich kaufe mittlerweile gar kein Wasser mehr – weder für zu Hause, noch für Unterwegs. Leitungswasser ist mein ständiger Begleiter geworden, meine Edelstahltrinkflasche habe ich immer mit dabei. Die Beweggründe sind heute natürlich andere – auch wenn der faule Hund in mir drin sich auch heute weigern würde, Sechserträger Wasser zu schleppen. Für mich spielt vor allem der Umweltaspekt eine Rolle (doch dazu werde ich an anderer Stelle mehr berichten).
Wer übrigens auch wie ich immer mit einer eigenen Trinkflasche unterwegs ist, kann sich in vielen großen deutschen Städten dank der Refill Initiative diese gratis mit Leitungswasser auffüllen lassen. Eine Übersichtskarte der Stationen findet ihr hier: https://refill-deutschland.de/

*Die Informationen habe ich der Broschüre „Rund um das Trinkwasser“ vom Umwelt Bundesamt  entnommen.
Diese Broschüre enthält natürlich noch weitere Aspekte, welche in diesem Beitrag keine Erwähnung gefunden haben. Themen wie Bleiwerte, Nitrat, Mikrobiologie, Uran oder weitere mögliche Verunreinigungen sind enorm wichtig. Wer sich hierzu informieren möchte, dem kann ich die Broschüre nur wärmstens empfehlen, ebenso wie die Website vom Umwelt Bundesamt zum Thema Trinkwasser: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser.
Wie siehts bei euch aus? Trinkt ihr Leitungswasser oder kauft ihr welches? Was sind eure Beweggründe für das eine oder das andere? Ich freue mich über eure Kommentare!
Eure Julia

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  1. Ich hatte jahrelang nur Leitungswasser getrunken (eben um nicht auch noch Wasser nach Hause schleppen zu müssen). Mineralwasser, still und mit Sprudel, kaufte ich stets nur für Gäste, denen ich – zum Zeichen meiner Wertschätzung wohl – kein Leitungswasser anbieten wollte. Irgendwann meinte ich, mir das Wasser aus dem Supermarkt auch selbst gönnen zu müssen – oder, nein, es ging auch um die Mengen, die ich trinke bzw. nicht trinke, denn ich trinke aus ärztlicher Sicht viel zu wenig – das aber mein schon fast 70 Jahre währendes Leben lang. Ich kaufte also Mineralwasser mit leichtem Zitronengeschmack, um das Trinken für mich attraktiver zu machen. Viel mehr getrunken habe ich aber auch dann nicht, und jetzt störte ich mich so an den vielen Plastikflaschen, dass ich beschloss, wieder zum Leitungswasser zurückzukehren. Wer hindert mich denn, eine Zitronenscheibe ins Glas zu geben? Ich spare Geld, Schlepperei und belaste die Umwelt nicht mit noch mehr Plastikmüll. Das Mineralwasser aus der Flasche für Gäste behalte ich bei und habe es in meine „Notvorräte“ integriert. Für den Fall eines Ausfalls der Trinkwasserversorgung versuche ich immer, genug Wasser für mindestens eine Woche im Haus zu haben. Aus diesem Vorrat nehme ich die Wasserflaschen für Besuch und ersetze sie durch neue. Das ist auch sinnvoll, weil auch Wasser in Flaschen nicht ewig haltbar ist. – Puh! Langer Kommentar. Sorry.

    1. Hallo liebe Christa,
      danke für deinen Kommentar! Du hast Recht, manchmal ist es irgendwie leichter gesagt als getan; ich habe mich anfangs auch manchmal schwer mit dem Leitungswasser getan. Aber jeder muss es so arrangieren, wie es für ihn am besten ist und wie er sich wohlfühlt! Deshalb freut es mich, dass du jetzt einen Weg gefunden hast, der für dich gut funktioniert und mit dem du zufrieden bist.
      Ganz herzliche Grüße, Julia

  2. 10 Dinge, die ich nicht mehr kaufe + nachhaltige Alternativen
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